Korrelationen zwischen Design und Natur
„Geschmacksbildung ist ebenso wichtig wie Naturschutz?!“
Gewagte Aussage – finden Sie nicht auch? Jedenfalls hört man diesen Satz nicht oft, wenn es um das Thema „Nachhaltigkeit“ geht. Diese neu formulierte These geht zurück auf Wolfgang Sachs, der schon im Rahmen des Ökologie-Diskurses der 1990er Jahre die Zusammenhänge von Gestaltung und Naturschutz erkannt und benannt hat. Die These war Anlass und Ausgangspunkt für eine Reihe von Impuls- und Fachvorträgen, mit denen wir aktuelle und für die Gestaltung relevante Expertenmeinungen versammeln und (hochschul)öffentlich zur Diskussion stellen wollten.
Wir? – Das ist ein Team von Studierenden des Masterstudiengangs Creative Direction, das unter der Leitung von Prof. Dr. Bärbel Kühne die diesjährige Ringvorlesung des Fachbereichs Gestaltung unter dem Titel designhaltig konzipiert und kuratiert hat.
Die designhaltig-Ringvorlesungen umfassten inspirierende und informative Vorträge, die die Korrelationen zwischen Design und Natur aus unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln beleuchten.
Zum Auftakt der Vortragsreihe erörterte die Philosophin Mara Recklies die politische Dimension von Gestaltung im Zusammenhang mit Natur und Nachhaltigkeit. Dabei wurde die Frage aufgeworfen, was unter ästhetisch ungehorsamen Design zu verstehen ist und wieso dies in Lehre und Praxis gefördert werden sollte:
The politics of nature and taste. Warum wir ästhetisch ungehorsames Design brauchen
Nachhaltige Entwicklung als unternehmerische Denkweise, als gestalterische Haltung und als moralische Position ist für Christhard Landgraf die Herausforderung der Gegenwart. Als offizieller AGD-Botschafter für das Thema Nachhaltigkeit setzte sich Christhard Landgraf vor dem Hintergrund seiner praktischen Erfahrung und dem Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit in der “wirklichen Design-Welt” auseinander:
Erfahrungen aus der nachhaltigen Praxis
“Wusstest Du, dass die durch das Internet hervorgerufenen CO2-Emissionen die der Flugindustrie überschritten haben?”
Mit diesem Satz führte Niklas Jordan, UX Concepter einer Digitalagentur, in das Thema „Nachhaltiges Web“ ein. Das Dramatische daran: Die meisten Webdesigner wissen das gar nicht. Doch warum ist das so und vor allem: Was können wir als Designer dagegen tun?
The Planet Friendly Web – Warum unser Web nachhaltiger werden muss und wie wir das anstellen!
Wirkungsvolle Gestaltung muss strategisch sein – problemorientiert, konzeptgeleitet und zielgerichtet. Um Probleme identifizieren und analysieren zu können, sind neben gestalterischen daher auch wissenschaftliche und ökonomische Kenntnisse notwendig. Diese Kompetenzen gilt es in Einklang mit Verantwortung und Nachhaltigkeit zu bringen. Wie genau das gehen kann, brachte Katrin Androschin, Expertin für Strategic Design, Brand Identity und Visuelle Kommunikation den TeilnehmerInnen näher:
Strategisches Design und verantwortungsvolles Handeln
Mit einem Millionenbudget können alle gute Arbeit machen, jedoch wird das den wenigsten von uns gegeben. Kommunikationsdesigner Bert Odenthal sagt dazu:
"Auf einem DIN A4-Blatt kannst Du eine ganze Welt erfinden."
Grenzen sind oft wunderbar. Auch das ist neues Denken. Wie man es schafft, seine Kompetenzen als Kreative/r so zu stärken, dass man an der notwendigen Transformation wertvoll mitgestalten kann, dafür gab er hilfreiche Anregungen sowie Infos und Beispiele aus seiner praktischen Arbeit. Auch die kritische Auseinandersetzung und Diskussion mit dem Publikum kam dabei nicht zu kurz.
Nachhaltige Leitplanken – eine Chance für deine Kreativität
Die virtuellen Vorträge mit anschließender Einbindung des Publikums über Chat, Bild und Ton waren gut besucht und fanden große Resonanz. In ausführlichen und offenen Diskussionsrunden konnten weiterführende fachliche Fragen mit Expertise geklärt und durch Einblicke in das eigene Fachgebiet ergänzt werden.
Die virtuellen, öffentlichen Vorträge wurden aufgezeichnet und sind weiterhin über den Youtube-Kanal des Fachbereichs Gestaltung zugänglich. Näheres unter Web und Facebook.