Buchveröffentlichung: Gemeinwohlökonomie im Gesundheitswesen

Sa., 25.11.2023 - 13:59 von , zuletzt bearbeitet am 25.11.2023 - 14:12

Prof. Dr. Thomas Rosenthal und Prof. Dr. Joachim Conrad veröffentlichen den ersten Band ihrer neuen Reihe Forum Gesundheitsmanagement
 

Es ist der Startschuss für eine Reihe, die im Springer Verlang erscheint und Studierenden der DIPLOMA Hochschule im Rahmen ihrer Lizenz kostenlos als E-Book zur Verfügung steht. Prof. Rosenthal stellt Reihe und Band vor:
 

"Zur Schriftenreihe:

Die Schriftenreihe Forum Gesundheitsmanagement ist breit angelegt, greift die für die Praxis des Managements im Gesundheitsbereich notwendigen Themen interdisziplinär auf und behandelt innovative Aspekte des Gesundheitsmanagements institutionsübergreifend. Die Schriftenreihe möchten den Wandel im Gesundheitsbereich und die damit verbundenen Herausforderungen des Gesundheitsmanagements kritisch begleiten – sich aber auch auf eine Spurensuche nach neuen innovativen Ansätzen im Gesundheitsmanagement begeben. Anliegen der Schriftenreihe Forum Gesundheitsmanagement ist eine theoretische Fundierung zum Gesundheitsmanagement – aber auch ein hoher Praxisnutzen der einzelnen Beiträge. Es soll stärker eine an zentralen Problemfeldern des Gesundheitsmanagements orientierte Sicht-weise zum Tragen kommen – jeder Band der Schriftenreihe behandelt ein relevantes Thema des Gesundheitsmanagements.

 

Zu Band 1:

Der vorliegende Band 1 beschäftigt sich mit der Gemeinwohlökonomie im Gesundheitsbereich. Die Gemeinwohlökonomie ist ein alternativer zukunftsweisender Ansatz für das Wirtschaftssystem, der auf gemeinwohlfördernden Werten aufbaut (Menschenwürde und Ethik, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologie und Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung). Sie ist ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene, indem sie Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns stellt.

Inzwischen ist die Gemeinwohlökonomie zu einer weltweiten Bewegung geworden. Das Herzstück der Gemeinwohlökonomie ist die Bilanz (die Wertebereiche beziehen sich dabei jeweils auf bestimmte Bezugsgruppen wie Lieferanten, Eigentümer bzw. Finanzpartner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden bzw. Mitunternehmen, Gesellschaftliches Umfeld). Unternehmen und Regionen können mit dem umfassenden Instrument der Bilanzierung und dem eigenen Bericht die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit erfassen. Grundsätzlich soll die Bedeutung dieses Ansatzes für eine zukunftsweisende Entwicklung im deutschen Gesundheitswesen herausgearbeitet werden.

Dazu werden zunächst die konzeptionellen Grundlagen der Gemeinwohlökonomie vermittelt und die Facetten einer gesunden Marktwirtschaft diskutiert. Die Einzelbeiträge befassen sich mit relevanten Aspekten des Konzepts (orientierende Werte für Gesundheitsberufe, innovatives Pflegekonzept im ambulanten Bereich, ökologische Nachhaltigkeit in Arztpraxen) – hier wird auch auf die Rolle des Gesundheitsmanagements eingegangen (neues Führungsmodell, wertorientiertes Unternehmen wie die Heiligenfeld Kliniken).

Mittlerweile ist die Gemeinwohlökonomie auch im Gesundheitswesen angekommen. Einige Einrichtungen haben sich als Vorreiter bereits zertifizieren lassen – diese Einrichtungen stellen sich unter der Rubrik Praxisberichte vor und zeigen die Bedeutung dieses Ansatzes für ihre Institution auf (die BKK ProVita als erste klimaneutrale und erste gemeinwohlbilanzierte Krankenkasse Deutschlands, zwei Apotheken, eine Praxisgemeinschaft und eine Zahnarztpraxis).

Die genossenschaftliche Bewegung kann auf eine lange Tradition (sowohl weltweit als auch in Deutschland) zurückblicken. Insbesondere in Deutschland sind seit den Pionieren der Genossenschaftsbewegung wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 – 1888) und Hermann Schulze-Delitzsch (1808 – 1883) zahlreiche Genossenschaftsorganisationen unter der Rechtsform „ein-getragene Genossenschaft“ (eG) in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft gegründet worden. Auch im Gesundheitsbereich ist der Genossenschaftsgedanke schon lange angekommen und viele Gesundheitsorganisationen haben sich in diesem Bereich bereits etabliert.

Aktuell ist auch im Gesundheitswesen eine Tendenz zu erkennen, dass sich immer mehr Menschen für dieses Modell (der auf genossenschaftlichen Werten basierenden Idee) der Gemeinnützigkeit interessieren, um diesbezüglich neue Wege zu beschreiten: Beispielsweise soll eine Genossenschaft die hausärztliche Versorgung im Odenwald sichern, um dem Ärztemangel in der Region entgegenzuwirken. Die Gesundheitsregion Siegerland ist in eine Genossenschaft umgewandelt worden und versorgt z. B. geriatrische Patienten im häuslichen Umfeld und im Pflegeheim sowie Patienten mit chronischen Wunden. Die Gemeinden Jestetten, Lottstetten, Dettighofen und Hohentengen sowie drei Ärzte und das Klinikum Hochrhein haben in 2021 die gemeinnützige Genossenschaft ZipHo gegründet, um auch hier die Gesundheitsversorgung in der Region langfristig zu sichern. Das Ortenau Klinikum und das genossenschaftliche Netzwerk HonMed bereiten für 2022 die Neuorganisation der notärztlichen Versorgung vor.

Auch im Gesundheitsbereich haben sich genossenschaftliche Organisationen etabliert und arbeiten teilweise seit Jahren sehr erfolgreich – der Band greift die bislang gemachten Erfahrungen dazu in drei Praxisberichten auf (Ärztegenossenschaft Nord eG, Ärztehaus Stadt Tengen eG, Seniorengenossenschaft Riedlingen).

Die Idee der Genossenschaft und das Konzept der Gemeinwohlökonomie speisen sich aus einem ähnlichen Anliegen eines solidarischen, respektvollen und fairen Umgangs miteinander und eines auf gemeinwohlfördernden, nachhaltigen, wertschätzenden (und nicht nur gewinn-orientierten und renditegetriebenen) Werten und ethischen Prinzipien beruhender Unternehmensphilosophie – auch im Gesundheitswesen."

 

Weiterführende Informationen: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37555-3

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