Verfasst von: Karina Michaelis, Produktdesignerin M.A
Datum: 07.07.2021
Materialien begleiten uns Menschen jeden Tag – oftmals unbewusst und selbstverständlich. Jeder einzelne Werkstoff, in welcher Form er sich auch zeigen mag, ist wertvoll für gesellschaftliche Lebensräume und die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Technologie, Design und nachhaltigen Konzepten. Ohne gezielten Materialeinsatz- sowie forschung wären wesentliche Gestaltungcharakteristika wie Formgebung, Ästhetik, Wahrnehmung und Innovation in unserem alltäglichen Leben undenkbar.
Die DIPLOMA Hochschule, der Fachbereich Gestaltung und Medien sowie materialnahe Studiengänge sind daher wichtige Teilhaber einer sich stetig wandelnden und spannenden Materialwelt. Eine gezielte Auseinandersetzung und ein aktiver Austausch kann diese „Welt“ weiterentwickeln, im speziellen in ihrer ökologischen Beständigkeit optimieren und neue inspirative Impulse eröffnen.
Der rege Dialog und eine systematische Auseinandersetzung im wissenschaftlichen Kontext, mit und über das Thema -Material-, kann nur durch einen sichtbaren und „greifbaren“ Transfer geleistet werden. Um eine kontinuierliche Themenbeleuchtung für Lehrende und Studierende an DIPLOMA Hochschule zu ermöglichen, bedarf es der Schaffung eines zugänglichen theoretischen als auch anwendungsbezogenen Rahmes.
Material Science Pool / Materialbibliothek
an der DIPLOMA Hochschule (Studienzentrum Hannover)
Der Umgang, der ästhetische Wirkungsgrad sowie Neuerungen von Materialien, nehmen einen prominenten Raum im Studium und in der Lehre ein. Insbesondere sind in der Gestaltungsausbildung Praxisprojekte oft ‚gespickt‘ mit materialorientierten Fragestellungen. Damit die Studierenden ihren Material-Horizont erweitern können und zusätzlich neue Impulse für ihre drei- oder zweidimensionalen Vorhaben erhalten, wird parallel ein zugänglicher Materialbestand zusammengestellt.
Die sich im Aufbau befindende Materialbibliothek am Studienzentrum Hannover bietet die Möglichkeit, Materialmuster vor Ort zu betrachten und haptisch zu erleben. Anhand der Datenblätter können u.a. Eigenschaften, Einsatzbereiche und der Nachhaltigkeitswert „nachgeschlagen“ werden. Durch den persönlichen Kontakt zu Fachfirmen werden Materialmuster zur Verfügung gestellt, die den Bestand der Materialbibliothek ergänzen und erweitern.
(Abb. Materialbibliothek am Studienzentrum Hannover)
Zurzeit werden die zahlreichen Muster nach Materialfeldern, wie z.B. Holz- Kunst- und Metallwerkstoffe, sortiert und anhand von Datenblättern katalogisiert. Um den Platz in den Bibliotheksregalen effektiv zu nutzen, werden einzelne Muster auf MDF Platten fixiert und mit Winkeln zu einem Schiebesystem umfunktioniert. Andere größere Muster werden im Musterregal präsentiert. Die Datenblätter befinden sich ausgedruckt hinter den MDF Platten oder den Materialmustern. Somit sind die Informationen direkt mit dem Muster verknüpft und das Material kognitiv wie sinnlich erfahrbar.
(Abb. Musterfixierung mittels MDF Platten)
Der Aufbau des Datenblattsystems, welches in Zukunft auch digital abrufbar sein soll, entsteht zurzeit in Kooperation mit der Fakultät Architektur der HAWK in Hildesheim. Auch hier befindet sich eine Materialbibliothek mit dem Schwerpunkt Architektur im Aufbau. Die informativen Inhalte des Datenblattes reichen von Herkunft und Herstellung über Eigenschaften und Anwendungsgebiete bis hin zu ökologischen Schwerpunkten und gestalterisch-innovativen Werten. All diese Punkte sind zudem „Tags“ für das Materialnummersystem, das eine gezielte Suche z.B. nach Einsatzgebiet oder Oberflächenbeschaffenheit ermöglicht.
Das Ziel ist es, die Präsenzbibliothek durch Ideen und Nutzung von Studierenden und Lehrenden zu „beleben“ und als ergänzendes und experimentelles Bildungsangebot vor Ort zu etablieren. Darüber hinaus soll eine digitale Datenbank der Datenblätter eine kollektive und schnelle Nutzung von allen Studierenden der DIPLOMA und HAWK ermöglichen. Die Digitalisierung des Systems wird voraussichtlich im kommenden Jahr begonnen.
Um die Wissens- und Innovationsquelle auszubauen, wird im Online Campus ein hochschuleigener Themenpool in der Kategorie „Material Science“ angelegt. Diese frei zugängliche Datenbasis ergänzt den analogen Handapparat in der Bibliothek und bietet einen reichhaltigen Ideenfundus und eine Bereicherung für (gestalterische) Projekte. Hier werden Texte zu neuartigen Herstellungs- bzw. Bearbeitungsverfahren, innovativen Materialien (z.B. Smart oder Tailor Made Materials) sowie nachhaltigen Strategien hochgeladen. Zudem können interessante Studienprojekte kommuniziert werden, die das Thema Material auf praktischer sowie theoretischer Ebene beleuchten. Der Themenpool steht vorrangig dem Fachbereich Gestaltung und Medien zur Verfügung. Durch die „Öffnung“ ist dieser aber auch für andere materialnahe Studiengänge einseh- und nutzbar.
(Abb. Greifbarer Transfer und systematische Auseinandersetzung im wissenschaftlichen Kontext)
Damit Materialthemen auch auf wissenschaftlicher Basis verankert werden können, werden relevante Artikel auf der DIPLOMA Science Plattform kommuniziert. In der Forschungsrubrik „Material und Gestaltung“ sollen Artikel und Impulse Platz finden, die einen hohen wissenschaftlichen Mehrwert für die Designpraxis- und theorie und ebenso für das Forschungsgebiet der Designdidaktik darstellen.
Zum Wissenstransfer ist die Materialbibliothek und der Materialpool an Seminare, Projekte, Workshops und Forschungsarbeiten gekoppelt: Sie verstehen sich aber nicht nur als Archiv, sondern darüber hinaus als vernetzte und aktive Plattformen, die Forschung, Lehre und Studium mit bekannten und neuen Materialien an der DIPLOMA Hochschule ermöglichen.
(Abb. Materialbibliothek und der Materialpool der DIPLOMA Hochschule, am Standort Hannover)