Prof. Dr. Jürgen Beushausen, Studiendekan für Psychosoziale Beratung in Sozialer Arbeit, hat zwei neue Artikel veröffentlicht. Die Artikel sind über socialnet frei zugänglich und behandeln die Themen Nocebo-Effekt und Genogramm.
Eine kurze Einführung und Zusammenfassung der Begriffe durch Prof. Beushausen:
Nocebo-Effekt
"Der Noceboeffekt beschreibt Phänomene der Symptomverschlimmerung oder das Auftreten neuer Symptome, die nicht durch die direkte Wirkung eines Arzneistoffes oder andere behandlungsspezifische Bedingungen hervorgerufen werden.
Der Begriff Nocebo wurde 1961 von Walter P. Kennedy (1961) geprägt. Er ist abgeleitet vom lateinischen nocere (schaden). In Gegenüberstellung zum Begriff Placebo (ich werde gefallen), bei dem die positive Wirkung einer Scheinbehandlung bezeichnet wird, bezeichnet der Nocebo-Effekt negative Folgen.Anders als der Placeboeffekt sind Noceboffekte weit weniger bekannt und erforscht. Eine Suche (Böhmert und Pophof 2019) in der Pubmed-Datenbank ergab 120 Veröffentlichungen mit dem Wort „nocebo“ im Titel, während es für „placebo“ 2.378 waren (Stand: 20. August 2019).In Studien zeigte sich, dass manche Menschen Symptome entwickeln, wenn sie z.B. davon ausgehen, Infraschall von Windrädern ausgesetzt zu sein – obwohl sie es gar nicht sind. Gleiches konnte auch für nur vermeintlich vorhandene elektromagnetische Felder von Mobilfunkanlagen gezeigt werden.Dieser vielfältig auftretende Effekt kann leichte oder auch sehr schwere Wirkungen haben. Als extreme Beispiele für einen Noceboeffekt werden von Voodoopriestern vorhergesagte Todesurteile beschrieben. Dabei wird vermutet, dass die Opfer in ihrem Glaubenskontext vor Angst erkrankten und hieran letztlich verstarben. In der Sozialen Arbeit wird dieses Phänomen nur wenig thematisiert."
https://www.socialnet.de/lexikon/18265
Genogramm
"Ein Genogramm ist die grafische Darstellung von Beziehungen und Strukturen innerhalb einer Familie. In der Regel werden in einem Genogramm Familienmitglieder mehrerer Generationen aufgezeichnet.
Die Genogrammerhebung (oder Genografische Mehrebenenanalyse, Kaiser 1989) ist eine Darstellungsform verwandtschaftlicher Zusammenhänge, die in der Beratung, der Kinder- und Jugendhilfe und vor allem in der Systemischen Familientherapie verwendet wird, um Familienbeziehungen, wiederkehrende Konstellationen und Vorgeschichte darzustellen. Diese grafische Darstellung der familiären Beziehungen beinhaltet mindestens zwei Generationen. Mögliche Schwerpunkte sind z.B. die Erörterung der emotionalen Beziehungen und der tradierten Werte. Die Genogrammarbeit bietet die Möglichkeit eines ganzheitlichen Zuganges und einer flexiblen Kontaktaufnahme. Zudem kann ein Überblick über relevante Lebensereignisse, die Lebenslage, die familiäre Funktionstüchtigkeit, Probleme und Ressourcen gewonnen werden."
socialnet Lexikon: Genogramm | socialnet.de