Coaching als Unterstützung schulischer Transformation. Bedarfsgerechte Weiterbildung von Lehrkräften „nach Corona“ – von Dr. Thomas Hanstein
Spotlight im Coaching Magazin (Rauen)
Für den digitalen Wandel und dessen Begleitung an (Hoch-)Schulen gab es keine fertigen Rezepte. Lehrende mussten im Zuge der Pandemie quasi über Nacht digitale Strategien entwickeln. Dabei wurden die individuelle Situation und die Beeinflussung systemischer Koordinaten oft nachgeordnet. So gilt es nun, die Begleitung von Lehrkräften konzeptionell den veränderten Bedingungen anzupassen. Coaching kann hierbei Unterstützung leisten.
Drei Schulhalbjahre mit gravierenden Neuerungen liegen hinter deutschen Schulen – allen voran hinter Lehrkräften und Schulleitungen, aber auch Eltern und Erziehungsberechtigten und nicht zuletzt Schülerinnen und Schülern. Wo man hinkam und etwas von der Situation an Schulen und in Elternhäusern erhaschen konnte: Selten waren Zeit und Muße gegeben, diese – für alle – herausfordernde Zeit angemessen zu reflektieren.
Im Spotlight werden 7 Thesen des Wandels aufgestellt und argumentativ entfaltet:
- Die Implementierung des Online- und Hybrid-Unterrichts war – und ist stellenweise nach wie vor – von Negativbegriffen geprägt.
- Die begonnene Digitalisierung an deutschen Schulen stellt(e) einen gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozess dar, der bislang kaum reflektiert worden ist. Aspekte der „digitalen Anreicherung“ oder auch schon der „digitalen Sättigung“ (Hanstein & Lanig, 2020b, S. 86) sind derzeit (noch) relativ heterogen vertreten.
- Fortbildungen im Kontext Online-Unterricht, besonders in der ersten und zweiten Phase der Pandemie, waren wichtig, aber vor allem auf inhaltliche und technische Aspekte beschränkt.
- Die größte Unterstützung holten sich deutsche Lehrende von Kolleginnen und Kollegen, die oft nicht in den eigenen Fächern unterrichten und auch oft nicht im System der „eigenen“ Schule ihren Dienst verrichten.
- Lehrende ließen sich relativ unterschiedlich auf die Herausforderungen des Online-Unterrichts ein. Neue Konzepte haben dabei ihre Wurzeln in den eigenen berufsindividuellen Überzeugungen.
- Diese „teacher beliefs“ sind bislang, bezogen auf den Digitalisierungsprozess, zu wenig berücksichtigt. Ein Grund dafür liegt darin, dass es im Krisen-Modus insbesondere darum ging, den Unterrichtsbetrieb aufrechtzuerhalten.
- Fort- und Weiterbildungen in digitalisierten Kontexten bedürfen neuer, adäquater Formate und sollten vermehrt auf Konzepte aus dem Coaching zurückgreifen, da es neben inhaltlichen, technischen und methodischen in starkem Maße auch um berufsindividuelle Fragen geht.
Der Artikel plädiert für die Implementierung „kollegialen Coachings“ zur Unterstützung anstehender Formen schulischer Transformation. Schulen sollten zudem stärker auf die Erfahrungen von Voreiter-Hochschulen zurückgreifen.
Der Autor ist Oberstudienrat und Fortbildner im beruflichen Schulwesen, Lehrbeauftragter an der DIPLOMA und ausgebildeter Business- und Team-Coach.
Weitere Informationen entnehmen Sie dem Link.
Hanstein, Thomas: Coaching als Unterstützung schulischer Transformation. Bedarfsgerechte Weiterbildung von Lehrkräften „nach Corona“, in: Coaching Magazin, 3/2021, S. 39-44.