Mit der Corona-Krise ist die Digitalisierung zum vorrangigen (bildungs-)politischen Credo geworden. Deutsche Schulen und Hochschulen haben viele Kraftakte geleistet, um aus dem „digitalen Steinzeitalter“ (Jürgen Handke, in: Hanstein & Lanig 2020b, S. XI) nach und nach herauszufinden. Eine große Ungleichzeitigkeit kennzeichnet diesen Prozess. In diesem Beitrag werden diese heterogenen Erfahrungen in der Begleitung des Aufbaus von digitalen und hybriden Lehr- und Lernformaten aufgegriffen und wesentliche Felder erörtert, die aus Sicht der Autoren – die in der Fortbildung tätig sind – zeitnah an Schulen und Hochschulen angegangen werden sollten.
Online-Unterricht und erste hybride Formen von Unterricht können in dieser relativ kurzen Zeit als epochaler Schritt bezeichnet werden, der auch die Fortbildungslandschaft verändert hat. Dabei lässt sich eine ebenso große Ungleichzeitigkeit beobachten, aber auch – hier und da – relativ schnell die Umstellung auf bedarfsgerechte Formate.
Auch durch den Umstieg auf zumeist Online-Formate ist eine Dynamik in den Fortbildungsbereich eingekehrt, die das sonst sehr zuständigkeitsbezogene System in eine neue Agilität versetzt hat. Durch diese kamen neue Impulse an Orten an, die sonst abgeschnitten gewesen wären. Vernetzungen sind entstanden – weit über Orte und Schularten hinaus –, die aktuell vor Energie sprudeln.
Während das ‚Go‘ in die schulische Digitalität ohne jegliche Vorerfahrung – und systemisch zumeist ohne jegliches Vorkonzept – beschritten werden musste, waren die Erfahrungen danach in „communitys of practice“ (Wenger 1998, S. 125) relativ gut teilbar. Diese haben sich zumeist ‚lose‘, ohne Anbindung an die ‚eigene‘ Schule konstituiert, was wiederum eine wichtige Erkenntnis für den Bereich der Lehrendenfortbildung und Schulentwicklung ist. Auf der Ebene der Begleitung von Lehrenden sollte das Wissen um pädagogische Antinomien im analog-physischen Unterrichtskontext in die Reflexion des digitalisierten und hybriden Lehrhandelns unbedingt mit aufgenommen – und um Erfahrungen in digitalen und hybriden Formaten, gegebenenfalls um eine zusätzliche ‚hybride Ordnung‘, geweitet – werden.
Kolleg*innen, die zuvor bereits in virtuellen Formaten – zum Beispiel bei Twitter – unterwegs waren, haben diese zur Vernetzung weiterhin gut genutzt. Durch die geteilten hilfreichen Erfahrungen wiederum wurden andere auf diese Formate aufmerksam, die bisher noch wenig Berührung mit Social Media hatten – vor allem auch etliche ältere Lehrende. Damit wandten sie ein grundlegendes pädagogisches Prinzip an: Lernen heißt, miteinander Erfahrungen zu machen und diese zu reflektieren! An solchen, zumeist intuitiv und weniger konzeptionell entstandenen „communitys of practice“ gilt es in den kommenden Jahren weiter anzusetzen – und zwar analog, digital und hybrid.